KI in die Umsetzung bringen

Interfraktioneller Antrag der Regionalfraktionen von CDU/ÖDP, Bündnis 90/Die Grünen, Freie Wähler, SPD und FDP – Haushalt 2022

Antrag:

Die Schlüsselbereiche der Region Stuttgart und des Landes gehören zu den vielversprechendsten Einsatzfeldern für KI-Technologien: die industrielle Produktion, der Maschinen- und Anlagenbau, integrierte Mobilitäts- und Logistiksysteme, die Medizintechnik und Gesundheitsanwendungen einschließlich der Biotechnologie, die Energiewirtschaft. Große Potenziale werden zudem erwartet für KI in der öffentlichen Verwaltung, der Bauwirtschaft und der Finanzwirtschaft. Mit KI-Produkten und Dienstleistungen kann ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels geleistet, der Verkehr in den Städten optimiert und die Energieversorgung und Wirtschaftskreisläufe nachhaltiger organisiert werden. Dabei besteht die Herausforderung darin, die Zukunft mit KI ethisch und rechtlich so zu gestalten, dass ihre Anwendungen vertrauenswürdig, diskriminierungsfrei und nachhaltig sind.

Vor diesem Hintergrund hatten WRS und VRS gemeinsam mit den Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen der Region Stuttgart sowie Partnern aus den Regionen Karlsruhe und Neckar-Alb einen ambitionierten Antrag im Wettbewerb des Landes Baden-Württemberg um einen Innovationspark Künstliche Intelligenz gestellt und eine Genossenschaft für die Zusammenarbeit gegründet. Für die Umsetzung der investiven Maßnahmen in der Region Stuttgart wurden Investitionen in Höhe von etwa 300 Millionen Euro geplant (Gesamtinvest im Konsortium Stuttgart, Karlsruhe, Neckar-Alb ca. 1 Milliarde Euro).

Für die Region Stuttgart wurde ein Förderbedarf von 16,22 Millionen Euro ermittelt. Nach der Entscheidung für Heilbronn können die geplanten Projekte nicht in der vorgesehenen Form umgesetzt werden. Für die Region ist es aber von größter Bedeutung, dass die im Konzept erarbeiteten inhaltlichen Ansätze schnell umgesetzt werden und die Partnerschaften weiter gepflegt und ausgebaut werden.

Die Geschäftsstelle und die WRS werden daher beauftragt,

  1. ein Kofinanzierungsprogramm auszuarbeiten, über das die investiven Bausteine des Antrags für einen Innovationspark KI in der Region Stuttgart mit den bereits zugesagten Finanzierungen aus den Kommunen in die Umsetzung gebracht und weitere innovative und investive Projekte unterstützt werden können,
  2. die Akteure im Themenbereich KI und deren Anwendung in der Region noch besser zusammenzuführen und zu vernetzen,
  3. die Kooperation im Rahmen der Genossenschaft fortzusetzen und über deren weitere Ausgestaltung zu berichten,
  4. im Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur und Verwaltung regelmäßig, mindestens halbjährlich, zu den Fortschritten der KI-Strategie zu berichten.

Für das Förderprogramm sind die erforderlichen Mittel für das Jahr 2022 in den Haushalt einzustellen und mit einem Sperrvermerk zu versehen. Die weiteren Mittel werden in der mittelfristigen Finanzplanung zur Verfügung gestellt.

Begründung:

Mit dem Innovationspark KI sollen konjunkturelle und strukturelle Impulse gesetzt und die Zukunftsfähigkeit der Region gestärkt werden. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung neuer KI-basierter Produkte und Dienstleistungen sowie der Aufbau einer KI-Industrie in der Region Stuttgart. Durch das Zusammenbringen verschiedener KI-Akteure soll auch eine deutliche Beschleunigung der Entwicklung und Kommerzialisierung erreicht werden. Darüber hinaus soll es Unternehmen ermöglicht werden, sich nachhaltig in ein wachsendes Ökosystem KI einzubringen, State of the Art-Infrastruktur zu nutzen, neue spezifische Fähigkeiten im Kontext KI auszuprägen und Zugang zu Weltklasse- Talenten zu erlangen.

Mit dem Innovationspark und einer breit angelegten KI-Community soll ein starkes Ökosysteme für KI aufgebaut werden. KI-Einheiten und Projektteams von Unternehmen, Start-ups und Forschende sollen hier zukünftig ein funktionierendes Ökosystem mit hervorragender Infrastruktur finden, wie etwa Test- und Entwicklungslabore, Modellfabriken als reale Produktionsumgebung, Rechenzentren, sichere und performante IT- und Dateninfrastrukturen, Projekträume und Co-Working-Spaces.

Durch die Zusammenarbeit in der Genossenschaft werden die komplementären Kernkompetenzen der Partner gebündelt und einzigartige Synergieeffekte ermöglicht. Durch das Aufsetzen auf beste- hende Kompetenzen kann dieser Prozess stark beschleunigt werden.

Die Grundvoraussetzungen für KI-Innovationen sind umfangreiche und sichere Datenverfügbarkeit, zuverlässige KI-Technologiesysteme und gesellschaftlich akzeptierte ethisch-rechtliche sowie an Nachhaltigkeitszielen ausgerichtete Rahmenbedingungen. Der Innovationspark soll den Akteuren in ihren verschiedenen Rollen – u.a. als Anwender, Analysten oder Lösungsentwickler – nicht nur eine geeignete Infrastruktur der Vernetzung, des Wissenstransfers, der Erprobung in Testfeldern und Laboren sowie der internationalen Kommerzialisierung, sondern auch das für die internationale Wettbewerbsfähigkeit unverzichtbare Zusammenspiel von räumlicher Nähe und Unterstützungsangebote vor Ort bieten. So entsteht eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in einem standortübergreifenden Experimentierraum, der folgende Bausteine umfassen sollte:

 

Stuttgart:

KI-XC: Zugangspunkt Region Stuttgart, Experience Center und Geschäftsstelle Genossenschaft Büro-Flächen für Unternehmen und Start-ups KI-Bezug

KI-ckstart: mobiles Pop-up-Labor

Werkstatt KI im Bau: Reallabor bei Drees und Sommer

Böblingen:

AIXpress: Laborflächen und Makerspaces (Pop-up-Konzept)

AITransform: KI-Transformationszentrum, Coworking, Büro-Flächen

AIVision: KI-Flächenpool

Ditzingen:

mAIkerspace: KI-Anwendungsentwicklung in den Bereichen Additive Manufacturing und Laser bei Trumpf

 

Die Region Stuttgart setzt auf einen räumlich verteilten Ansatz mit mehreren Flächen in Stuttgart und in Böblingen sowie an Unternehmensstandorten:

In Stuttgart soll ein Forum für Zukunftsthemen der KI-Anwendung und Schaufenster zum Innovationspark entstehen, in dem die Kompetenzen des Innovationsparks KI sichtbar gemacht werden. Interessierte Unternehmen, Bürger*innen und Forschende erhalten Erstinformationen und Beratung zum Gesamtangebot aller Standorte. In einem Showroom wird KI erlebbar gemacht und ein Einstiegspunkt in die Welt der KI mit VR-Demonstratoren geboten. Flexible Co-Working-Zonen dienen der Zusammenarbeit von KMU und Start-ups. Räume mit avancierten KI-Funktionen werden zur Verfügung stehen (z.B. Shared Data-Labs, AR-Labs, Demo Center). Es werden faszinierende Live- Einblicke in die KI-Entwicklung und Erprobung für Delegationen, Investoren und die interessierte Öffentlichkeit geboten. Es beherbergt auch den Sitz der Genossenschaft für „KI made in Baden- Württemberg“ und dient als Geschäftsstelle der Dachmarke. Ein weiteres Angebot soll ein Pop-up- Labor als modularer, flexibler Bau für die schnelle Bereitstellung einer mobilen Infrastruktur für KI-Anwendungen in Unternehmen im ganzen Land sein.

In Böblingen soll mit AI Transform die Transformation der klassischen IT-Industrie mit hochwertigen Transformationsangeboten gezielt vorangebracht werden. Für IT-Unternehmen soll es geben: KI-Best Practices und Geschäftsmodelle, KI-Workshops, KI-Events und eine Coding School. Darüber hinaus ist der Aufbau einer KI- bzw. Quanten-Community innerhalb der IT-Branche geplant. Am heutigen Standort des Softwarezentrums sollen ohne weiteren Flächenverbrauch zusätzliche Büro- und Eventflächen entstehen. Zugleich sollen nationale und internationale Unternehmen mit KI-Schwerpunkt angesiedelt und nachhaltig an den Standort gebunden werden.

Darüber hinaus soll es Unternehmen ermöglicht werden, sich mit eigener Infrastruktur in das Gesamtkonzept des Innovationsparks einzubringen, z.B. Trumpf, Drees & Sommer und andere. Durch diesen Ansatz wird die Anwendungsentwicklung beschleunigt, das Vertrauen in die KI-basierte Datenökonomie erhöht und die gemeinschaftliche Verwendung der Daten ermöglicht. Durch das Campus-Umfeld können Experimente auf unterschiedlichen Komplexitätsebenen und Reifegraden in realen Umgebungen validiert werden.

Ein erstes Projekt ist für die KI-Anwendungsentwicklung mit den Schwerpunkten Produktion in Blech, Additive Manufacturing und Laser geplant. Diese Form der Kooperation mit Wissenschaft, Expert*innen und Start-ups im Sinne einer „Shared Economy“ erschließt neue Wachstumsfelder, die bereits zu ersten Start-ups geführt haben.

In einem weiteren Unternehmen soll eine dauerhaft für Externe zugängliche Werkstatt „KI im Bau“ eingerichtet werden. Hier sollen für Unternehmen im Umfeld KI-Arbeitsplätze angeboten und Forschungs- und Messinstrumente eingerichtet werden sowie ein Monitoring von Bestandsgebäuden nach Ertüchtigung mit Echtzeit-Sensorik erfolgen. Es soll hier innerhalb kürzester Zeit nachgewiesen werden, dass KI nicht nur Ressourcen im Betrieb schont, sondern sogar eine Wirtschaftlichkeit bereits heute darstellbar ist. Start-ups und etablierte Unternehmen, die die Werkstatt „KI im Bau“ nutzen, könnten ihre Anwendungen im realen Einsatz demonstrieren und den Salespoint als Vertriebspunkt für Anwendungsfälle von KI nutzen.

 

Dr. Pfeiffer MdB und Fraktion, Dr. Reichel und Fraktion, Hesky und Fraktion, Leipnitz und Fraktion, Buschmann und Fraktion

 

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Interfraktioneller Antrag HH 22_KI in die Umsetzung bringen

Veröffentlicht in Haushaltsanträge.